Biografie

"Hansa Czypionka ist sicher einer der am meisten beschäftigten Schauspieler im deutschen Fernsehen und trotzdem besteht er darauf nicht dauernd präsent sein zu wollen", lobte das Berliner Magazin tip in seiner Titelgeschichte 'Der große Unerkannte' den in Bochum aufgewachsenen Charakterdarsteller.

Obwohl der Gewinner des renommierten Bayerischen Filmpreises von sich behauptet, 'kein Workaholic' zu sein, ist er ungebrochen häufig für Film- und Fernsehproduktionen tätig. So spielte er 2008 in dem Kinofilm 'Im Winter ein Jahr' von Oscarpreisträgerin Caroline Link und stand 2007–2008 für 22 Folgen der erfolgreichen Crime-Serie R.I.S. – Die Sprache der Toten vor der Kamera.

Nach dem Wunsch des oberschlesischen katholischen Großvaters soll das vierte von sechs Kindern Bischof werden und peilt als Schüler des Internats der Steyler Missionare in Bad Driburg mindestens die Position des Papstes an. Doch dann kommt die Theater-AG der Schule dazwischen. Czypionka verlässt das Internat, wechselt auf das Bochumer Gymnasium am Ostring (das heute an schauspielerisch besonders begabte Schüler den Schauspielpreis 'Hansa' vergibt) und tritt bereits als Jugendlicher am Schauspielhaus Bochum während der Intendanz von Peter Zadek auf.

Doch nach dem Abitur motiviert ihn eine frühe Sinnkrise ('ich wollte etwas schaffen, das im Wortsinn begreifbarer, handfester war'), den Beruf des Steinmetzes zu erlernen. Nach der Gesellenprüfung meldet sich jedoch die Schauspielpassion mit Macht zurück: Czypionka macht seine Schauspielausbildung an der Folkwang Hochschule Essen und 1988 spielt er dann in der legendären Ruhrpott-Saga 'Rote Erde II' die Hauptrolle des Max Kruska.

Es folgen Engagements am Bochumer Ensemble und dem Burgtheater Wien. 1990 gibt er in Dominik Grafs 'Spieler' sein Kinodebüt als Zocker, der auch als Mann für gewisse Stunden agiert und den das flotte Leben nach einem 'unbeabsichtigten Mord' mitreißt und nach Frankreich spült. Mit der Rolle des türkischen Privatdetektivs Kemal Kayankaya in Doris Dörries 'Happy Birthday, Türke' wird er schließlich mit einem Schlag bekannt.

Weitere große Kinoproduktionen aus dieser Zeit sind u.a. 'Kaspar Hauser', in dem er einen gedungenen Mörder verkörpert, Dominik Grafs 'Die Sieger' und das Oscar nominierte Gehörlosen-Drama 'Jenseits der Stille'.

In den Folgejahren profiliert sich Hansa Czypionka im Fernsehen und zeigt in vielen 'Tatort'-Engagements und unzähligen Haupt-und Nebenrollen seine Wandlungsfähigkeit. In mehr als 80 Rollen ist er bis heute geschlüpft. Neunmal allein hat er mit Erfolgsregisseurin Vivian Naefe gearbeitet, u.a. in 'Bobby' (2001) 'Frauen lügen besser' (1999), 'Männer häppchenweise' (2002) 'Verrückt ist auch normal' (2002) sowie in der 'Tatort'-Produktion 'Blutiger Asphalt' (1995). Ob im Krimi (z.B. 'Stan Becker - Ohne wenn und aber', 2000, mit Heinz Hönig), im sensiblen Drama (z.B.'Schande', 1999), im Psychothriller ('Das Gläserne Haus', 1994) oder in Serie (u.a. 'Der Alte'): Czypionkas Können oszilliert wandlungsfähig und vielseitig zwischen Lehrer und Liebhaber, Täter und Opfer, Loser und Despot, Träumer und Trickser. Dabei gelingt es dem Wahlberliner mit der Vorliebe für gebrochene Charaktere stets seine charakteristische Eigenständigkeit zu bewahren.

Privat ist der Vater von zwei Kindern ein leidenschaftlicher 'Musikant'. Er besitzt 20 Gitarren, drei Orgeln, einen Flügel und unzählige weitere, häufig exotische Musikinstrumente, die er, wie er bescheiden betont, alle 'gleich schlecht' beherrscht. Immerhin ist er in Caroline Links Film 'Im Winter ein Jahr' mit der Eigen-Komposition 'Je te remercie' zu hören und die für eingeladene Instrumentalisten offenen Improvisationtreffen seines Musikprojekts General Cluster haben in Berlin mittlerweile Kultstatus.

Hansa Czypionka – ein Schauspieler, der Steinmetz war und vielleicht im nächsten Leben Musiker wird.